Das Wort "Heimsuchung" hat keinen guten Klang in
unseren Ohren. Viele denken an Unglück und Schicksalsschläge. Was aber bedeutete
es im alten Sprachgebrauch, wenn jemand „heimgesucht“ wurde?
Es bedeutet nichts
anderes, als daß er "besucht" wird. In der lateinischen Sprache der
Kirche heißt dieses Fest „Visitatio“. Wer einmal im Krankenhaus lag, weiß genau, was eine „Visite“ ist. Der
Arzt besucht den Kranken am Krankenbett und sieht nach ihm. Es geht also um den
Besuch der Gottesmutter bei ihrer Verwandten Elisabeth.
Das Fest "Mariä Heimsuchung" gehört zu den
unbeweglichen Festen und Gedenktagen, die die lutherische Reformation
beibehalten hat - wenigstens auf dem Papier.
Neben den Gedenktagen
"Darstellung des Herrn" (2. Februar)
und "Verkündigung Mariä" (25. März) ist "Heimsuchung Mariä" das
dritte der drei Marienfeste im lutherischen Festkalender.
Es
findet in den meisten evangelischen Gemeinden allerdings leider kaum Beachtung.
Ehe aller Welt die gnadenreiche Ankunft des
Erlösers im Fleisch offenbar wird, fallen Strahlen des ewigen Lichtes voraus.
Die Kirche feiert heute den Tag, da Maria ihre Verwandte Elisabeth
"heimsucht".
Maria darf um das Geheimnis wissen, das in ihrem Schoß heranreift, und in
seliger Dankbarkeit kann sie das Wunder der Gnade nicht in sich verschließen,
sie muß von der empfangenen Freude weitergeben. Ihre Seligkeit besteht darin,
daß Gott ihr das Erlösungsgeheimnis anvertraut hat, daß sie, die Niedrige, vom
gnädigen Ansehen Gottes leben und gläubig warten darf auf die Enthüllung und
Entfaltung des unbegreiflichen Geschehens, das nach dem Wort des Engels in ihr
angehoben hat.
Spieker