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"Gespräch mit dem Kind in der Krippe"

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Ich weiß nicht, wo ich dich hinstellen soll.
Auf der Anrichte liegen die Geschenke,
das Regal ist vollgestellt,
und in diesem Jahr gibt es den Platz
unterm Weihnachtsbaum nicht mehr.
Warum nicht?
Zuerst nimmt die Tanne viel zuviel Platz weg,
danach ist sie nur lästig.
Was soll der Aufwand für drei Tage?
Wir haben im Blumenladen ein
Weihnachtsgesteck bestellt.
Das kann man auf den Tisch
und wieder wegstellen.
Es wird ohne dich gehen müssen,
Kind in der Krippe.

Hieß es nicht schon einmal vor zweitausend Jahren:
Du kamst auf die Erde und fandest keinen Platz?
Nur mit dem Unterschied:
Damals wußten sie nicht, wer du bist...

Überhaupt -
Uns fehlt die Weihnachtsstimmung.
Wo soll sie auch herkommen?
Wir essen alle Tage, als wäre Feiertag.
Wir schenken uns das ganze Jahr über
uns selber alles, was wir haben wollen.
Nur mit der Freude hapert‘s.

Was hast du gemeint mit:
"Große Freude allem Volk!"
Kann man Freude einfach verkündigen,
und dann ist sie da?
Zu Freuen braucht man doch einen Anlaß.

Für euch ist heute ein Kind geboren.
Ihr könnt es finden."
Das Schlimme ist: Wir haben es gar nicht gesucht.
Es stört.
Und mit ungeplanten und ungewollten Kindern
haben wir nicht viel im Sinn, heutzutage.

Aber nun bist du da.
Man müßte dich betrachten - über dich nachdenken.
Wann denn - im Weihnachtstrubel?
Du hast recht, für das, was man wirklich will,
nimmt man sich Zeit.
Aber das Nachdenken könnte Folgen haben.
Und ich fürchte Veränderungen.

Weißt du, was mich auch noch ärgert,
ist deine Armseligkeit, die so offen zutage tritt.
Ich weiß, du schämst dich deiner Armut nicht,
aber was ist mit mir?
Und dein "Friede auf Erden"
erscheint mir wirklichkeitsfremd angesichts der Weltlage.

Verstehst du, warum es bequemer ist,
deine Krippe nicht anzuschauen?

Du hast freiwillig auf alles verzichtet.
Das kann ich nicht.
Du bist von Menschen verachtet worden.
Das will ich nicht.

Du hast mich mehr geliebt als dein Leben,
das kann ich nicht vergessen,
das bohrt in mir,
denn danach sehne ich mich mehr
als nach Geld und Erfolg:
daß einer mich liebt, wie ich bin,
daß er mein Herz mit Liebe erfüllt.
Denn daran leide ich, daß ich nicht lieben kann.

Es ist Winter geworden in mir.
Komm, Kind,
und laß es doch Weihnachten werden!

Irmela Hofmann


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