Johannes, dessen Evangelisten-Symbol der Adler ist (Hes 1,10
und Offb 4,6-8), war der Sohn des Zebedäus und der Salome.
Er war außerdem der Bruder des
Apostels Jakobus (genannt: der Ältere). Die beiden Söhne des Zebedäus wurden von Jesus "Boanerges",
das heißt "Donnersöhne" genannt.
Vor seiner Berufung zum Apostel war Johannes Anhänger des Täufers Johannes und
wurde dann zu dem Jünger, den Jesus liebhatte und dem Er vom Kreuz herab Seine
Mutter anvertraute (Joh 19,27).
Im Neuen Testament finden wir ein von ihm verfaßtes Evangelium
und drei Briefe von ihm.
Unter dem römischen Kaiser Domitian (81 - 96 n. Chr.) wurde er nach Patmos
verbannt und empfing dort die "Offenbarung", das letzte Buch des Neuen
Testamentes.
Nach dem Tode Domitians durfte er
aus der Verbannung nach Ephesus zurückkehren (Euseb. Hist. eccl. III 20,9)
und soll dort zur Zeit des römischen Kaisers Trajan (98 - 117 n. Chr.) als
einziger der Apostel unseres Herrn eines natürlichen Todes gestorben sein.
Bischof
Eusebius, der in der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts die ersten
Kirchengeschichte verfaßte, berichtet über den Ort seines Hinscheidens (Euseb.
Hist. eccl. III 31,3):
Seine Begräbnisstätte aber ergibt sich aus einem Briefe,
welchen Polykrates, Bischof der Kirche in Ephesus, an den römischen Bischof
Viktor richtete. In demselben gedenkt er sowohl des Johannes als auch des
Apostels Philippus und der Töchter des letzteren mit folgenden Worten:
"Denn auch in Asien haben große Sterne ihre Ruhestätte gefunden, welche am
Jüngsten Tage bei der Wiederkunft des Herrn auferstehen werden. An diesem Tage
wird der Herr mit Herrlichkeit vom Himmel kommen und alle Heiligen aufsuchen:
nämlich Philippus, einen der zwölf Apostel, der in Hierapolis ruht, mit seinen
beiden bejahrten, im jungfräulichen Stande gebliebenen Töchtern, während eine
andere Tochter, die im Heiligen Geiste wandelte, in Ephesus entschlafen ist,
und Johannes, der an der Brust des Herrn lag, den Stirnschild* trug,
Priester, Glaubenszeuge und Lehrer war und in Ephesus zur Ruhe eingegangen ist".
* siehe: 2 Mose 28,36-39 und 3 Mose 8,9
Die Unterschiede zwischen dem Evangelium nach Johannes und den
anderen drei kanonischen Evangelien erklärt Bischof Eusebius in seiner
Kirchengeschichte aus dem 4. Jahrhundert:
Doch von allen (Aposteln) haben uns nur Matthäus und Johannes
Erinnerungen an die Lehrvorträge unseres Herrn hinterlassen; aber auch diese
Männer haben, wie berichtet wird, sich nur gezwungen zum Schreiben
herbeigelassen. ...
Nachdem nun Markus und Lukas die von ihnen gepredigten
Evangelien herausgegeben hatten, sah sich nach der Überlieferung schließlich
auch Johannes, der sich ständig mit der mündlichen Predigt des Evangeliums
beschäftigt hatte, zur Niederschrift veranlaßt, und zwar aus folgendem Grunde:
Nachdem die zuerst geschriebenen drei Evangelien bereits allen und auch dem
Johannes zur Kenntnis gekommen waren, nahm dieser sie, wie man berichtet, an und
bestätigte ihre Wahrheit und erklärte, es fehle den Schriften nur noch eine
Darstellung dessen, was Jesus zunächst, zu Beginn seiner Lehrtätigkeit, getan
habe.
Mit dieser Erklärung hatte er auch recht. Denn es ist klar, daß die drei
Evangelisten nur das, was der Heiland nach der Gefangensetzung Johannes
des Täufers während eines einzigen Jahres getan hatte, aufgezeichnet haben und
daß sie dies auch am Anfange ihrer Berichte zu erkennen geben. ...
Nach der
Überlieferung hat nun deshalb der Apostel Johannes auf Bitten hin über die Zeit,
über welche die früheren Evangelisten geschwiegen haben, sowie über die in diese
Zeit, d. i. vor die Gefangennahme des Täufers, fallenden Taten des
Erlösers in einem eigenen Evangelium berichtet, was er auch angedeutet habe,
bald mit den Worten "Dies ist der Anfang der Wundertaten Jesu", bald dadurch,
daß er in den Bericht der Taten Jesu eine Erinnerung an den damals noch in Änon
bei Salim taufenden Täufer eingeflochten; klar und deutlich gäbe er seine
Absicht zu erkennen mit den Worten: "Denn noch nicht war Johannes ins
Gefängnisgeworfen worden."
Johannes erzählt also in seinem Evangelium das, was
Christus getan hatte, noch ehe der Täufer ins Gefängnis geworfen wurde; die
übrigen drei Evangelisten aber berichten die auf die Einkerkerung des Täufers
folgenden Ereignisse. Wer darauf achtet, dürfte nicht mehr Widersprüche in den
Evangelien finden, da so das Evangelium nach Johannes den Anfang der Taten
Christi mitteilt, während die anderen Evangelien die spätere Geschichte
erzählen.
Da Matthäus und Lukas bereits über die fleischliche Abstammung unseres
Erlösers geschrieben hatten, hat füglich Johannes darüber geschwiegen. Er
beginnt aber mit der Lehre von seinem göttlichen Wesen, da diese wohl für ihn,
als einen bedeutenderen Mann, vom Geist Gottes aufgespart worden war.
Euseb. Hist. eccl. II 24,5-13
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